„Mich würde es sehr glücklich machen, wenn Du nicht fahren würdest!“
Diese Worte meines Onkels etwa 2 Wochen vor Abfahrt, klingen mir noch in den Ohren.
Es sei doch zu gefährlich und man wisse ja nicht was alles passieren könne.

Ja das stimmt! Und auch ich wußte nicht was alles passieren würde und fuhr sozusagen ins Ungewisse!

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Vielleicht würden wir an der Grenze zu Russland, nähe Tschetschenien scheitern. Vielleicht als Geiseln genommen und entführt.
Wir könnten in der kasachischen Wüste liegen bleiben und uns könnte das Wasser ausgehen.
Eventuell verunglücken wir auf den abschüssigen Straßen an der Grenze zu Afghanistan.
Und überhaupt, was für eine hirnrissige Idee ohne Navi zu fahren. Ohne Kfz-Wissen, ohne russische Sprachkenntnisse ohne kyrillische Zeichen lesen zu können?

Die Vorbereitungen laufen anfangs schleppend. Die Route muss austangiert werden. Iran oder Kasachstan, Ukraine kommt nicht in Frage aufgrund der Konflikte dort.
Iran meiden wir wegen des zusätzlichen Carnets für das Auto, welches auch nochmal Kosten aufwerfen würde.
Bei der Visabeschaffung gibt es einige Probleme, da unsere Visaagentur für den südlichen russischen Raum keine Visa zu Verfügung stellen kann. Also muss hier auf einen anderen Partner ausgewichen werden.
Nebenbei müssen noch ein Fahrzeug besorgt werden, Kartenmaterial und das Spendenvolumen von 750€ sind ja auch nicht ganz unerheblich.

Bei der Webseite setzen wir auf eigene Kreativität und besorgen uns eine eigene Domain und eigenen Speicherplatz. Es gibt eine Facebookseite, ein Xing-Event, einen Youtube-Kanal, einen Instagram-Account und kurze Zeit versuche ich mich an Twitter. Einfach um präsent zu sein.
Die ersten möglichen Sponsoren werden angesprochen. Kfz, Kartenmaterial, Powerriegel, Kameraequipment, Logistik…
Nachher bin ich froh, dass nicht alle zugesagt haben. Aber die, die dabei sind, sind es mit vollem Einsatz.

Im März haben wir endlich ein Auto. Jetzt gehen die Webseite und Facebook online.
Der Peugeot 206 hat einen Unfallschaden auf der Beifahrerseite. Dafür kostet er auch nur 300€
Der Wagen bekommt TÜV und neue grobe Reifen, einen Dachgepäckträger und eine neue Lackierung, Zusatzscheinwerfer und Spannungswandler – kurz:
Das Rallypaket!

 

Mein internationaler Führerschein ist da. Die Visa sind durch. Die Pamir-Genehmigung haben wir auch bekommen. Für Kasachstan wird kein Visum mehr benötigt.
Das Kartenmaterial kommt an und die ersten Aufkleber finden ihren Weg auf den Lack unserer Karre.

 

Nun kommen die ersten Spenden rein.
Das Auto ist fertig und wird eine Woche vor Abfahrt von mir bereits durch meine Heimatstadt bewegt. Fotoshooting, Termin mit der Zeitung, Interview für das Unternehmensmagazin. Einen Tag vor Abfahrt besorge ich noch eine Alukiste fürs Dach.

 

Der Wagen wird gepackt. Hab ich alles?

Campingklappstühle
Powerriegel
Ersatzreifen
Spritkanister
Spaten
Papiere (Visa, Pass, Führerschein, Kreditkarte, Bargeld)
Schlafsack&Isomatte
Klamotten
Messer
Espressokanne
Giveaways
Sonnenbrille
CB-Funkgerät
Wagenheber…

Wagenheber, Mist!
Ich wußte ich hab was vergessen!
Aber keine Zeit mehr.
Wird schon gut gehen.

Wir haben so gute Reifen, wir brauchen keinen Wagenheber.
Tzz, Wagenheber, pah, genauso unnötig wie Navi, is doch was für Warmduscher…

 

Über den Autor

Navigator Team 2Infinity und offizielles Mitglied der TajikRally 2014 // Motto: "Nicht quatschen - Machen!" // Minimalist - Organisator - Optimist // 1999 - Griechenland 6 Wochen per Tramp von Bonn bis zum Olymp und zurück // 2000/2001 - Südamerika 15 Monate mit dem Rucksack unterwegs von Machu Picchu bis Feuerland und mit dem Containerfrachter über den Atlantik von Buenos Aires nach Hamburg zurück // 2006 & 2008 - Bolivienreise jeweils ein Monat // 2014 - TajikRally2014 10.000 km für den guten Zweck // ...