Waren gestern noch in einer Discothek. Entsprechend schwer fällt es mir heute um 7:30 Uhr raus zu kommen als Lyne mich weckt.

Als ich endlich zusammen gepackt habe und auf den Parkplatz komme fehlt ein Fahrzeug…

Meine kurz zusammengefassten Notizen für diesen Tag:
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Hier ausführlich…

Pierrick steht mit seinem Gepäck in der leeren Parkbucht. Sein Teampartner hatte des Nachts die Heckscheibe des Fahrzeugs mit der blanken Faust eingeschlagen, das Brecheisen heraus genommen und ihn zur Herausgabe der Fahrzeugschlüssel gezwungen. Nun ist das Fahrzeug allerdings auf Pierrick zugelassen und so bleibt ihm keine Wahl, als das Fahrzeug als gestohlen zu melden.

Wenig später finden wir uns auf dem Polizeihof wieder und warten. Die hiesige Polizei hat Straßensperren aufstellen lassen, um das entwendete Fahrzeug abzufangen. Nach ca einer Stunde ist es dann soweit und das Team Kompass ist wieder komplett. Zur eigentlichen Eskalation kommt es erst als Nick einschreitet und äußert, dass wir keinen Meter mehr mit so einer Zeitbombe weiter fahren. Wer weiß, was noch passiert. Zu Recht!

Bevor das Auto in Flammen aufgeht, der Protagonist hat schon Streichhölzer in der Hand und Benzin haben wir alle ja genügend dabei, oder noch schlimmeres passiert kommt es zu einem Gerangel und die Polizei schreitet endlich ein. Nun wird keiner von uns mehr vom Hof gelassen, aber wir wollen ja auch gar nicht weg ohne Pierrick.

Schließlich wird umgeladen. Pierrick fährt bei den Nomads mit und sein Gepäck wird auf unsere Autos verteilt. Das führt dazu, dass wir einen Spritkanister und den kompletten Karton mit Kinderklamotten schnellstmöglichst verteilen.

Jetzt fahren wir bis tief in die Nacht hinein, um Pierricks Auto am Bahnhof in Shymkent hoffentlich heil übernehmen zu können. Mehrfach überholen wir ihn können irgendwann aber nicht mehr und müssen zur Nachtruhe abfahren. Schließlich finden wir den Wagen am Airport in Shymkent über den Tracker, der die ganze Zeit mit lief.

Pierrick scheint erleichtert zu sein. Er kann weitere fahren. Die zerstörte Heckscheibe ersetzten wir provisorisch mit einem Blech und später durch Folie, so dass es gar nicht mehr auffällt, dass es keine Scheibe ist.

Einen weiteren Tag haben wir hierdurch verloren und natürlich ist nun klar, dass wir den Rückflug am 30.08. nicht mehr bekommen werden.

Mich hat dieses Ereignis sehr mitgenommen. Nicht nur, dass ich diesen Menschen, der das alles verursacht hatte völlig anders eingeschätzt hatte, sondern auch die ganzen Strapazen drum herum.

Wollte sogar mal einen Streckenabschnitt mit ihm gemeinsam fahren. Dann die Temperaturen und die sprachlichen Barrieren… erneut brauchen wir eine Pause zum regenerieren.

Und die finden wir auch. Abends auf einer Wiese abseits der Straße an einem kleinen Bach.

Hier wird gebadet, gekocht, repariert und gelacht. Pierrick ist wieder wohlauf. Er sortiert seine letzten Habseligkeiten und strukturiert das Auto neu.

Ein Resümee unserer Pannen bisher:

  • Umdrehungsanzeige
  • Abblendlichtkontollleuchte
  • Dachträger
  • Zusatzscheinwerfer
  • Frontscheinwerfer
  • Stoßdämpfergummi

Dem Zusatzscheinwerfer ist die Sicherung durch gebrannt. Da der Dachgepäckträger von den Nomads ebenfalls die Biege gemacht hat, schlägt Nick kurzerhand Löcher ins Autodach und verschraubt den Träger direkt mit dem Autodach. Die fehlende Mutter spenden wir ihm von demontierten Scheinwerfern.

So hat sich das Verhältnis zu unseren Autos nach und nach verändert. Am Anfang war jedes kleine Schlagloch schon ein Aufschrei wert und nun sind wir bereits so weit, dass wir nur noch ankommen wollen. Die ein oder andere Delle macht da nichts mehr aus.

Mir geht es wieder besser. Später kommt ein Reiter aus der Dunkelheit zu uns. Ein kasachischer Bauer. Er bringt Käse und Brot. Freut sich über Besuch in seinem Land. Wir sitzen gemeinsam am Feuer und beenden den Tag gemütlich.

 

Über den Autor

Navigator Team 2Infinity und offizielles Mitglied der TajikRally 2014 // Motto: "Nicht quatschen - Machen!" // Minimalist - Organisator - Optimist // 1999 - Griechenland 6 Wochen per Tramp von Bonn bis zum Olymp und zurück // 2000/2001 - Südamerika 15 Monate mit dem Rucksack unterwegs von Machu Picchu bis Feuerland und mit dem Containerfrachter über den Atlantik von Buenos Aires nach Hamburg zurück // 2006 & 2008 - Bolivienreise jeweils ein Monat // 2014 - TajikRally2014 10.000 km für den guten Zweck // ...